Kaemena

Kaemena-Eis aus dem Blockland - Vier Generationen unter einem Dach

Zu unserer Hofführung bei winterlichen Temperaturen im Februar begrüßten uns Bernhard und Heike sowie Harje und Birte in ihrer Eisdiele im ehemaligen Kuhstall. Da die Eissaison erst am 22. März wieder beginnt, hatten alle genug Zeit für uns. Dabei erlebten wir sofort, was den Betrieb ausmacht: Wertschätzung der Tradition – der Hof in neunter Generation mit den schönen alten Gebäuden, der enge Zusammenhalt als Familienbetrieb - und die Aufgeschlossenheit für Neues. Es finden jedes Jahr 10 Kunstausstellungen statt, oft verbunden mit besonderen Kulturangeboten wie Konzerte oder Lesungen.
Der Betrieb hat mehrere Standbeine: 70 Milchkühe und eigene Nachzucht, 70 Hektar Land, um die Tiere zu ernähren, fünf Ferienwohnungen, die sogar im Winter ausgebucht sind, und die Eisherstellung.
Die Verantwortlichkeiten sind klar geregelt: Bernhard Kaemena, jetzt 57 Jahre alt, ist für die Landwirtschaft zuständig, seine Frau Heike für Buchhaltung und Ferienwohnungen, Sohn Harje fürs Eis, seine Frau Birte organisiert die Käseproduktion durch die fahrbare Käserei und Tochter Frauke kümmert sich um Hofführungen für Schulklassen und Kindergruppen. Großvater Bernhard Kaemena sagte später noch kurz Hallo im Vorbeigehen. Seine Frau Imogen und auch die erst letztes Jahr geborenen Zwillinge Jost und Thade von Harje und Birte ließen grüßen.
Bernhard berichtet, dass er in den 90iger Jahren den Hof auf ökologischen Landbau umstellte, 2005 erfolgte die Zertifizierung. Wie reagierten die konventionellen Landwirte aus der Nachbarschaft darauf? Das Blockland scheint was ganz Besonderes zu sein – es wurde vor 900 Jahren durch holländische Siedler entwässert. Alle Höfe waren fast gleich groß. Angefeindet wurden Kaemenas nie, inzwischen gibt es fünf Biohöfe. Immer hat man sich gegenseitig geholfen. Bis heute gibt es Einkaufsgemeinschaften, z. B. eine Maschinengemeinschaft, in der 25 Bauern zusammen teure Maschinen anschaffen und ein Maschinenwart sich um die Geräte kümmert. Die Hofstelle existierte schon im 14. Jahrhundert. 1840 konnte der Hof durch die sogen. Bauernfreiheit vom Ururgroßvater freigekauft werden. Vorher mussten immer hohe Abgaben an Bremen gezahlt werden. Bernhard erzählt von den verschiedenen Entwicklungsschritten des Hofes – immer wenn die Nachfolge gesichert war durch die Geburt der nächsten Generation, wurden größere Anschaffungen oder Bauvorhaben getätigt wie der Kauf des ersten Schleppers 1956, der Bau eines neuen stabilen Kuhstalles (das heutige Cafe), Anschaffung der Melkmaschine, Vergrößerung der Kuhherde und in den 1980iger Jahren der Bau des Boxenlaufstalles. Mitte der 90iger Jahre wurden die ersten Ferienwohnungen umgebaut – sie wurden schnell zum Erfolg. „Da kamen die Gäste – und die haben sich bedankt! Das kannte man als Bauer ja gar nicht!“ erinnert sich Bernhard. Inzwischen gibt es neun Blocklandhöfe, die Ferienwohnungen vermieten – und da hat man gleich wieder eine Gemeinschaft für die Vermarktung gebildet.
Jetzt wurde ein neuer Boxenlaufstall gebaut. Er ist besonders flach, damit man vom Deich drüber weg in die Landschaft sehen kann.
Wir wunderten uns, dass der Stall oben z. T. offen ist – aber das ist gerade gut, denn die optimale Temperatur für Rinder sind plus fünf Grad. Viele Details sorgen dafür, das sich Kaemenas Tiere wohl fühlen, es gibt eine Kuhbürste zur Massage und Gummimatten auf den Böden mit automatischer Mistentfernung oder Stangen zur Abgrenzung der Boxen aus Kunststoff, das sei angenehmer und nicht so kalt am Tierkörper. Im Stall bewegen sich die Kühe frei. Sie werden hier alt, bis zu 17 Jahren. Für die Nachzucht sind immer Kälber auf dem Hof. Wenn zu viele da sind, werden sie an andere Betriebe verkauft, ebenso Bullenkälber nach 14 Tagen.
Im Winter werden die Kühe mit eigener Silage gefüttert. Kraftfutter wird über die Einkaufsgemeinschaft von Biomühlen zugekauft. Bernhard ist zufrieden mit der Kreislaufwirtschaft des Hofes, so steht man in gutem Einklang mit der Natur.
Der neue Melkstand ist anders angeordnet als üblich: die Kühe stehen seitlich zum Melker, können ihn gut sehen, sind deshalb ruhiger und treten nicht mehr aus. Im Sommer kann man durch eine große verglaste Tür beim Melken zugucken, das sei besonders für Kinder spannend. Von den 520 000 Liter Milch pro Jahr braucht man 20 000 Liter fürs Cafe, davon 16 000 Liter für Eis, 500 000 Liter werden an Dehlwes geliefert.
Auch für die Energieversorgung wird allerlei gemacht. Es gibt eine Photovoltaikanlage und mit der Bremer Energiegenossenschaft entwickelt man ein Modellprojekt mit kleinen Windrädern, die nur 15 bis 18 m hoch sind mit vereinfachter Bedienung.
2005 tagte der Familienrat, es ging um Käse oder Eis. Niemand sprach sich für Käse aus, also begann Heike zunächst mit einer kleinen Eismaschine. „Das sprach sich so schnell rum“, erinnert sich Heike, „schon um 14 Uhr standen die Leute Schlange!“ 2007 konnte die Eisproduktion auf Bio umgestellt werden. Die Nachfrage wuchs, alle zwei Jahre wurde eine weitere Eismaschine angeschafft. Während Eissalons oft Wasser und Pulver mischen, sind hier nur Originalzutaten drin: die eigene Milch, Sahne von Dehlwes , Rohstoffe wie Haselnussmus von Rapunzel, Tiefkühlfrüchte von NKK oder Kornkraft, alles selbstverständlich ohne Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe! Vor allem Vanille-, Erdbeer- und Schokoladeneis muss immer sein. Harje schwärmt von den aromatischen Erdbeeren von Rennig Söffker, der im Sommer selber liefert und Eis abnimmt. 18 Sorten sind in der Vitrine im Cafe vorrätig. Aus dem eigenen Garten kommen Fliederbeerblüten, Birnen und Quitten. Viele Pflaumen- und Apfelbäume wurden gepflanzt, um mehr eigenes Obst zu haben.
Bisher wird das ganze Eis in dem viel zu engen Eislabor hinterm Cafetresen hergestellt. Immerhin 30 bis 40 Sorten gibt es pro Saison. Demnächst zieht man um in einen größeren, abgetrennten Teil des alten Melkstandes. Die Milchmischung wird zunächst auf 75 Grad pasteurisiert. Dann wird umgefüllt in ein Rührwerk, dessen Außenwände mit Kältemitteln auf minus 10 Grad runtergekühlt sind. Per Hand wird anschließend in Schalen gefüllt, Etiketten drauf geklebt – fertig zum Ausliefern!
2014 war ein prima Eisjahr wegen des guten Wetters – 30 000 kg Eis wurden verkauft! Ab 22. März ist es dann wieder so weit mit einem tollen Angebot im Hofcafe. Da wird es saisonal sicher wieder besondere Eissorten geben. Harje tüftelt ständig an neuen Kreationen herum zur Verkostung mit der ganzen Familie. Bei uns im Laden haben wir das ganze Jahr über verschiedene Sorten im Gefrierschrank. RR

Da wo das Eis wächst

In diesem Jahr begann das zweijährige Projekt vom Verein SozialÖkologie 'Schule trifft Bio-Bauern, Lernort Bauernhof in der Bremer Region', gefördert durch die Umwelt-Lotterie BINGO. Zusammen mit Madita Boër organisiert Monika Baalmann Besuche auf Bremer Biohöfen. Bei Kaemena, 'Da wo das Eis wächst', wird eine Schulklasse aus Blumenthal eine Reportage für ZiSch machen, der Zeitung in der Schule, einer regelmäßigen Beilage im WESER-KURIER.

Demnächst geht es zu Gartelmann im Blockland. Schon die Anreise wird die Kinder begeistern: sie werden von der Bushaltestelle mit Trekker und Anhänger abgeholt. Dann gibt es Kuh riechen, ihr mal ans Maul fassen, Futter abwiegen und auf der Weide sollen die Kinder mit Flatterband eine Fläche abstecken, von der sie glauben, dass eine Kuh sie am Tag fürs Grasfressen braucht. Es gibt 70 Grundschulen in Bremen. Die Idee zu diesem Projekt ist bei der Bio-Brotbox- Aktion entstanden. Durch die Bio-Backstube vor Weihnachten hat Monika gute Kontakte zu LehrerInnen, so dass sicher auch im nächsten Jahr viele Kinder tolle Erfahrungen machen können. RR

Kontakt

Blocklander Eisdiele
Niederblockland 6
28357 Bremen

www.snuten-lekker.de

Bio-Eis, Kaffee, frische Milch, Kunst & Kultur im Bremer Blockland

BioEis bey Kaemena

Bericht

im Bauernladenanzeiger Nr. 23
im Bauernladenanzeiger Nr. 27
im Bauernladenanzeiger Nr. 29