Fischer

Besuch bei Ada Fischer: "Schwein gehabt..."

Glück hatten Klaus und ich mit dem strahlend schönen Sonnentag bei unserem Besuch bei Ada Fischer am 8. Februar. Das haben aber auch die Angler Sattelschweine, Eber Eberhard, die Angus-Rinder mit neugeborenen Kälbchen, der nette Hund und die schnurrende Katze mit ihrem dicken Winterfell sowie einige Hühner - alle leben gut versorgt gleich hinterm Deich in Arensch bei Cuxhaven.
Ada und ihre engagierte Auszubildende Jenny Legahn zeigten uns den Bioland-Hof, die 45 ha Weiden auf den Salzwiesen vorm Deich, die Ställe und den kleinen Hofladen.

Im Zusammenhang mit dem letzten Dioxin-Skandal interessierte uns, ob Adas Hof davon betroffen sein könnte. Dazu können wir sagen: gar nicht, wenn es ums Tierfutter (u. a. Kleegras, Hafer, Roggen) geht. Das kommt von den eigenen 55 ha Ackerflächen, und die Tiere kommen fast nur aus eigenem Nachwuchs.
Wenn ausnahmsweise Futter oder Tiere zugekauft werden müssen, dann nur von Bioland-Lieferanten, die Ada schon lange genug kennt und denen sie vertrauen kann. Vor kurzem habe das Veterinäramt extra eine Ochsenleber auf Dioxin untersucht und nichts gefunden. Nach den Überschwemmungen z.B. an der Ems mussten wegen des Dioxins alle Schaflebern vernichtet werden. Vor solchen Umweltverschmutzungen von außen ist man nie ganz sicher.
Die 30 Angus-Mutterkühe, ihre Kälber und Gabriel, der Bulle, sind im Sommer auf den Außendeichwiesen, aber auch im Winter gehen sie egal bei welchem Wetter oft raus in den Außenstall. Als wir da waren, ließen sie sich trotz vor Kälte dampfender Nüstern die Sonne aufs Fell scheinen.
Ada verkauft Ochsenfleisch. Da Ochsen langsamer wachsen, ist ihr Fleisch schmackhafter als das von Bullen. Das können wir voll und ganz bestätigen: Wie köstlich schmecken Brühe und Fleisch von Beinscheibe oder Ochsenbrust aus ihrer Erzeugung!

Erst nachdem Jenny im Schweinestall unsere Ankunft angemeldet und damit die Schweine auf Besuch vorbereitet hatte, um ihnen zu große Aufregung zu ersparen, durften wir zu den 20 Angler Sattelschweinen, den Ferkeln und natürlich zu Eberhard, einem mächtigen Pietrain-Eber.
Die Schweinerasse kommt aus dem Land Angeln in Schleswig-Holstein. Angler Sauen sind besonders fruchtbar, freundlich, gute Mütter, gesund und unproblematisch, berichtete Ada.

Eine kleine Gruppe rosa Bioland-Ferkel musste zugekauft werden, weil eine Sau nicht gedeckt worden war. Eberhard wurde angeschafft, da er mehr Fleischvolumen vererbt als der Angler Zuchteber vorher.
Jenny kraulte die Sauen, die das mit wohligem Grunzen genossen, und erzählte uns viel über die Schweine.

Ringelt sich der Schwanz, heißt das: Mir geht’s gut. Und siehe da: bei den noch kleinen rosa Ferkeln, die erst am Vortag angekommen waren und die sich noch nicht richtig eingewöhnt hatten, hingen viele Schwänze schlapp herunter. Vielleicht auch ein Zeichen, dass es ihnen nachts zu kalt gewesen war. „Da liegt der Sauhaufen“ - dicht über- und nebeneinander kuschelten sich die eher zierlichen Sauen aneinander, wobei sie manchmal zu lächeln schienen und uns verschmitzt ansahen. „Schweine sind die besseren Hunde– sie sind schlau, passen genau auf, sind sensibel und sehr reinliche Tiere, sie machen ihr Geschäft immer in der gleichen Ecke und wedeln bei Aufregung oder Freude mit dem Schwanz“. Jenny erklärte uns auch, was artgerechte Haltung in der „alten dänischen Aufstallung“ bedeutet. Kleine Gruppen haben abgeteilte geräumige Strohställe, dahinter liegt ein Mistgang, und sie können jederzeit in Außenställe.

Ein besonderes Erlebnis war natürlich Eberhard – im Vergleich zu seinen Sauen riesig, lang, 400 kg schwer und mit mächtigem Hodensack, der ist schließlich das wichtigste! Dabei ist Eberhard noch ein Teenager, erst zwei Jahre jung, er wächst also noch und wird damit für die kleinen Sauen zu groß.

Jenny macht ihre 4jährige landwirtschaftliche Ausbildung bei den Anthroposophen, einmal im Monat ist man fünf Tage reihum auf verschiedenen Demeter-Höfen für den Theorieunterricht mit kreativen Anteilen.

Als Fans des hervorragenden Specks von Adas Schweinen wollten wir genauer wissen, wie er gemacht wird. Immer nur ein Tier wird selber zu einem kleinen Hausschlachter in der Nähe gebracht, gemeinsam geschlachte, zerlegt, verarbeitet und je nach Kundenbestellung verpackt. Der Speck reift zwei bis drei Wochen
in einer Salzlake (ohne Nitratpökel­salz und nur mit Meersalz nach den Bioland-Richtlinien). Einen besonders guten Geschmack und Festigkeit bekommt er aber auch durch das Roggenfutter. Und er braucht halt mindestens acht Wochen zum Reifen.

Ada ist Sprecherin der Biolandgruppe Elbe-Weser, die Fortbildungen organisiert und Untersuchungen initiiert (Boden, Klima u. a.).
Die drei wichtigsten Verkaufs­stand­beine sind unsere EVG, ein Sternerestaurant in Duhnen und eine Bildungsstätte mit Biozerti­fizierung in Bederkesa. Viele Stammkunden bevorraten sich bei Ada. Im Sommer kommen Touristen aus dem nah gelegenen Sahlenburg. Eine Übernachtungs­möglichkeit gibt es auch. RR

Der Bioland-Hof Fischer ist Demonstationsbetrieb.

Kontakt

Ada Fischer
27476 Arensch

www.biolandhof-fischer.de

Hofladen: Dienstag 15 bis 18 Uhr,
Freitag 11 bis 18 Uhr und nach Absprache.
In den Sommermonaten auch samstags 10 bis 12 Uhr.
Außerdem werden im Melkhus regionale Biomilchprodukte zur Selbstbedienung angeboten.

Bericht

im Bauernladenanzeiger Nr. 7
im Bauernladenanzeiger Nr. 22
im Bauernladenanzeiger Nr. 27
im Bauernladenanzeiger Nr. 31